St. Benedikten war vor 300 Jahren ein oft aufgesuchter Wallfahrtsort. In den Notzeiten der wütenden Pest, der Heuschreckenplage und der Türkenbelagerung gelobten die Bewohner von St. Benedikten und Umgebung der Kirche eine zentnerschwere Wachskerze zu stiften, wenn der Himmel sie von all dem Ungemach befreien würde.
Die herrschende Armut in der Bevölkerung gestattete es aber nicht, eine so schwere Kerze für die Kirche zu beschaffen, wie man gelobt hatte. So begnügte man sich mit einer bescheideneren Ausführung.
Eine ca. 15 Meter lange Stange wurde mit grüngefärbten dünnen Wachskerzen umwickelt und an die Spitze der Holzstange setzte man eine kleine Laterne.
Diese "Peststange" ist noch heute ein besonderes Ausstattungsstück der Kirche in Benedikten.
Zur Erinnerung an diese Zeit findet alljährlich, am 10. Tag nach dem Fronleichnahmsfest, am Herz-Jesu-Sonntag, ein feierlicher Umzug statt, der anfangs am Fuß des Kirchhügels erfolgte, seit einigen Jahrzehnten aber wieder auf den Hochanger hinter der Kirche verlegt wurde.
Dabei wird die Pestkerze nach festgelegter Überlieferung von Altar zu Altar getragen. Es bedarf großer Geschicklichkeit der Träger, die Pestkerze ohne Zwischenfall auf dem etwas unebenen Gelände zu tragen. Ein Feststangenmeister gibt für die Träger die nötigen Anweisungen. Das Herrichten und Tragen der Pestkerze erfolgt nach vorgegebener Überlieferungen. Für die Hauptstange und deren Schmuck ist der Besitzer "Klob" verantwortlich.
Die 4 Jochträger, die das Gewicht der Stange tragen müssen, sind Angehörige der Bauernhäuser Eberhard, Lenzmoar, Klob und Kielprein.
8 Stangen zum Einhalten des Gleichgewichtes werden von je 3 Männern aus Benedikten und Gottsbach und 2 Männern aus Ritzendorf getragen. Davon sind 4 Stangen etwas länger; sie stehen den größeren Bauern zu, u. zw. dem Eberhard, dem Lenzmoar, dem Ritzmoar und dem Kielprein. Für die 4 kürzeren Stangen sind die Bauern von Gottsbach zuständig.
Alle Stangen werden von den zuständigen Bauern mit bunten Bändern und Blumen geschmückt. Ist in einem Hause ein Todesfall eingetreten, so bekommt die Stange statt der Blumen einen Trauerflor. Die Stangen werden natürlich schon an den Tagen vor der Prozession hergerichtet. Nur die Hauptstange mit der Laterne und der brennenden Kerze soll erst am Prozessionstag geschmückt werden.
Das Aufstellen der Kerze und die Einteilung der verschiedenen Träger überwacht der "Feststangen-Meister".
Verlöscht die Kerze in der Laterne beim Aufstellen oder während des Prozessionsganges, so ist das ein unheilvolles Zeichen.
Im Jahre 1902 kam es beim Umzug zu einem folgenschweren Unfall. Die Träger konnten die Balance aus irgendeinem Grund nicht halten und die Stange fiel um und verletzte eine Klosterschwester, die am Umgang teilgenommen hatte, tödlich. Seither ist auch die Pestkerze um ein Stück kürzer. (Mitgeteilt von Herrn Gebhard Hübler, Gottsbach).
Die Pestkerze in St. Benedikten wurde nach Krainz im Jahre 1713 und später um 1855 durch eine neue ersetzt.
(Quelle: Chronik "900 Jahre St. Lorenzen", SR Alex Leitgeb)